Samstag, 30. März 2013
Wann habe ich das letzte Mal von mir hören lassen und was ist seitdem alles passiert?

Ich war in Hannover. Viel von der Stadt gesehen habe ich nicht, aber das was ich gesehen habe, hat mir nicht gefallen. Ich habe insgesamt vielleicht 5 Fotos gemacht und wer mich kennt, weiß, dass das noch nie vorgekommen ist. Tut mir Leid, Hannover, es lag nicht an dir, sondern am Wetter. Kalt und nass und grau, da hat man einfach keine Lust, sich länger als nötig draußen aufzuhalten oder die Handschuhe auszuziehen, um auf den Auslöser zu drücken. Miriam und ich haben uns so wenig wie möglich bewegt, lecker gekocht und gegessen, Wein getrunken, erzählt, gelacht, geschlafen, Filme geschaut und die meiste Zeit auf/ im Bett verbracht und es uns gut gehen lassen. Um wenigstens etwas Kultur abzubekommen, waren wir auf einem Klavierkonzert in einem verwinkelten Restaurant. Dort saßen wir auf zwei Barhockern an einem kleinen Tisch, auf dem gerade genug Platz für die Weinflasche und die Gläser war, und haben uns von den Klavierklängen davon tragen lassen.
Bis wir dann leider früher gehen mussten, so leise wie möglich, aber doch nicht ohne einige missbilligende Blicke auf uns zu ziehen, denn wir wollten weiter, mir sollte das Hannover’sche Nachtleben nähergebracht werden. Wurde es auch, ziemlich nah, lustig war’s. Alles in allem war es ein schönes entspanntes Wochenende - mit am Schönsten war, dass in der Zeit, wo ich dort war, das neue Bosse-Album erschienen ist und ich es mir direkt im Saturn kaufen konnte, der fehlt mir in Görlitz wirklich noch, auch wenn ich nie gedacht hätte und nie zugeben würde, dass mir mal die Filiale einer unpersönlichen Ladenkette fehlt; übrigens gehe ich im Mai aufs Konzert von Bosse nach Dresden, ellenlanger Einschub beendet - aber genauso schön war es dann auch, wieder nach Hause, nach Görlitz zu kommen, wo ich mit Martina den ersten Schweiger-Tatort geschaut habe und wir uns nur gefragt haben: Muss da so viel geballert und genuschelt werden oder ginge das nicht auch anders?

Ich habe endlich ein paar Prüfungsnoten bekommen: Klausur und Beleg beides 1,0. Ich frage mich, wie ich das geschafft habe, aber es ist natürlich ein gutes Gefühl, ich freue mich und werde mich selbstverständlich NICHT auf diesen guten Noten ausruhen. Jetzt weiß ich nur noch nicht, was beim AJ rausgekommen ist, der werte Herr Professor lässt sich sehr viel Zeit mit den Korrekturen, es bleibt also weiterhin spannend.

Das neue Semester hat angefangen und damit auch das Praktikum. Unser Stundenplan ist entspannt wie eh und je, wenn nicht sogar noch entspannter, da wir montags und freitags frei haben. Montag ist Sprachentag, da habe ich also bloß Französisch, das ist also quasi frei, und Freitag ist Praxistag, den ich auch dafür nutze. Zusätzlich gehe ich noch mittwochs, weil ich selber gemerkt habe, dass mir einmal in der Woche zu wenig ist, da verpasst man viel zu viel, und außerdem muss ich die Praxisstunden vollkriegen, am liebsten noch in diesem Semester und nicht in den Ferien, also am besten 8 Stunden pro Woche; ein Tag in meiner Stelle sind aber bloß 6.
Dem Leiter bin ich zu still, er hat mir sogar schon eine Urschreitherapie empfohlen. So lustig das klingt, umso ernster ist es gemeint. Was soll ich sagen? Vermutlich einfach mal etwas mehr. Ich werde dran arbeiten, verspreche ich, und denke, dass das schwer werden wird.

Der Frühling, der mal kurz hier war, ist schon längst wieder weg. Schnee und Kälte sind zurück. Und nerven. Mehr will ich dazu nicht sagen.

Nach den Dreharbeiten für „The Grand Budapest Hotel“ kamen Dreharbeiten für „The Book Thief“, Die Bücherdiebin. Eines Morgens stand auf dem Marktplatz eine Tribüne, aus den Fenstern hingen Hakenkreuzflaggen und an zwei Abenden wurden Büchern verbrannt. Ich dachte, ich bin im falschen Film. Im Dunkeln warten Soldaten in Uniformen und Mädchen mit Mittelscheitel und geflochtenen Zöpfen auf ihren Einsatz, die Funken des Feuers steigen in den Himmel, respektvolle Stille, allein durchbrochen von Regiekommandos, zum Glück, denn sie machen deutlich, dass das alles nicht echt ist. Hier noch ein Beitrag dazu vom MDR. Mittlerweile habe ich den Roman gelesen, beim Ende allerdings nicht geheult, wie man es mir prophezeit hatte, und bin gespannt auf den fertigen Film.

Es ist Ostern und morgen bekomme ich Besuch, ich freue mich! Mein Kühlschrank ist so voll wie noch nie zuvor, ich habe sogar die Fenster geputzt, zum ersten Mal, Eier gefärbt und aufgeräumt. Absoluter Ausnahmezustand. Aber wäre ohnehin alles mal nötig gewesen, und jetzt war eine gute Gelegenheit dafür. Ab morgen schlüpfe ich also wieder in die Touristenrolle und werde damit gar nicht weiter auffallen, denn heute als ich einkaufen war, wimmelte es in den Straßen nur so von gezückten Fotoapparaten, Allwetterjacken und Reiseführern. Busweise wurden anscheinend Reisegruppen angekarrt, die für alles Augen hatten nur nicht für radfahrende Nichttouristen, die einfach nur sich und die Einkäufe heile nach Hause bringen wollen. Aber ich habe es ja letztendlich geschafft, still vor mich hin fluchend, und jetzt bin ich bereit für morgen und mache Feierabend. Bis zum nächsten Mal.
Ach ja, wer mal was über Görlitz lesen will, was nicht von mir ist, was ich allerdings in höchstem Maße missbilligen würde, sollte mal einen Blick in die Washington Post werfen. "Gorlitz" hat es jetzt schon bis nach Amerika geschafft. Was sagt man dazu?


Vielleicht...
... doch mal "laut" vor Dich hin fluchen? Und "Schweiger"-Tatorte sind wohl auch nicht dass Richtige, wenn man zu "still" ist.
Hey, wieder einmal schön von Dir zu lesen. Ich habe Görlitz eher in "stiller" Erinnerung, scheint also zu passen.

Ernste Ester
Bittebittebitte,
kann ich den Urschrei einmal hören?
Toller Kommentar:
genau das dachte ich auch-
nicht still vor dich hin fluchen
und Schweiger ist auch nicht gut.
Sag was, meine liebe Estertochter,
soviel und treffend wie Du es tust, wenn du Dich wohl fühlst,
dann wünscht sich der ein oder andere die stille Zeit herbei.
Jetzt aber FrühlingsGRüsse
von Deiner
ML