Freitag, 29. August 2014
Während draußen das Altstadtfest - halb Mittelaltermarkt, halb Kirmes - tobt, ist mir nicht nach Feiern zumute. Während ich eigentlich besser daran täte, an meiner Forschungsarbeit zu schreiben, schreibe ich lieber hier und melde mich aus der Versenkung zurück. Der letzte Eintrag war im April, jetzt ist Ende August. Was ist so passiert?

Zwei Monate Praktikum im Waldkindergarten, seit drei Wochen zu Ende. Zwei Monate bestehend aus frühem Aufstehen. Draußen sein bei jedem Wetter. 20 Kindern, die sehr gut ohne Erwachsene zurechtkommen. Sommergewittern im Wald. 3 Pädagogen, die spürbar Freude an ihrem Tun bzw. meist mehr Lassen haben. Einem Hund. Jede Menge anderer Praktikanten.
Zwei Monate entspannte Praxiszeit (Mittagsschlaf der Kinder bedeutet auch Mittagsschlaf für mich), die mir viele wertvolle Erfahrungen gebracht hat, aber besonders einen Entschluss: Wenn Arbeit mit Kindern, dann im Waldkindergarten.

Mein erster Festivalbesuch. Auf dem Highfield bei Leipzig, begleitet von Martina. Fazit: Kann man mal machen, Wiederholung muss nicht sein. Nichtstun liegt mir zwar sehr, aber Menschenmassen dann doch eher weniger. Den halben Tag im Campingsessel zu verbringen, probieren, den einmal erreichten Pegel konstant oben zu halten, um nonstop Spaß zu haben, und die andere Hälfte des Tages auf dem Festivalgelände solange vor einer Bühne zu stehen, bis die Beine und der Rücken protestieren und man sich wieder nach dem Campingsessel sehnt, ist mir zu anstrenged. Zudem war es kalt und regnerisch, von Sommer keine Spur. Aber die Musik war es wert und jetzt weiß ich sicher, dass ich kein Festivalmensch bin. Wer hätte das ahnen können?

Ein Wochenende in Berlin.

Drei Tage Stuttgart letzte Woche, Besuch beim Schwesterherz. Kurz, aber schön.

Das war dann auch schon mein Sommer. Im Vergleich zum Supersommer im letzten Jahr mit Reisen ohne Ende eher schwach, aber ich war ohnehin am Liebsten hier. Von Fernweh konnte keine Rede sein, Praktikum, Studium und alles andere rückte in den hintersten Hintergrund.

Viel wichtiger: Meine Herzensangelegenheit. Ja wirklich, ein anderer Mensch, ich war auch überrascht. Mit Beginn im Januar sind wir schleichend in etwas hineingeraten, das mittlerweile der Bezeichnung ‚Beziehung‘ nicht mehr entkommt, obwohl ich mich anfangs dagegen gesträubt habe, da dies unweigerlich Verantwortung, Kompromisse und Arbeit mit sich bringt. Wie auch immer, aus zweimal Ich ist letztendlich ein Wir geworden, und ich stelle fest, dass der Mensch (also ich) vielleicht doch nicht zum Einzelgänger geboren wurde. Vielmehr konnte ich staunend beobachten, wie ich gelegentlich zur kochenden Hausmutti mutierte und die Dinge, aus denen mein Leben bis dato bestand bzw. hätte bestehen sollen, sprich Studium, noch uninteressanter/ absolut uninteressant für mich wurden. Über die Frage, inwiefern das gut ist, lässt sich streiten. Unbestreitbar ist, dass ich mit der Forschungsarbeit nicht rechtzeitig fertig werde, und sie im Nachprüfungszeitraum abgeben werde. Das gehört dazu.

Ab heute werde ich zwangsläufig mehr Zeit für das alles haben, ob ich will oder nicht: Heute hieß es Abschied nehmen: Derjenige, welcher, zieht arbeitsbedingt in den Westen. Von hundert auf null. Von täglich mehrere Stunden sehen auf besuchen so oft es geht. Von ‚Wir haben keine Beziehung, aber eigentlich doch‘ auf Fernbeziehung. Das kam nicht so plötzlich wie es klingt, sondern war von Anfang klar, ich habe bloß so wenig wie möglich daran gedacht. Jetzt ist es soweit. Das macht mich traurig. Irgendwann wird es wieder besser.


Wie schön, dass Du jemanden fürs Herz gefunden hast! Wenn ich richtig gerechnet hast, kommst Du jetzt ins fünfte Semester, es dauert also gar nicht mehr so lange, bis Du mit dem Studium in Görlitz fertig bist. Zum Glück ist er ja auch nicht aus der Welt, sondern nur im Westen.

So schwierig Fernbeziehungen auch sein können, bieten Sie immer auch die Möglichkeit, sich Briefe zu schreiben, ganz altmodisch auf Papier. E-Mail und Short Messages oder Whatsup können da nicht mithalten, und man streitet auch nicht so leicht herum wie am Telefon.

Am liebsten beim Liebsten?
Beste EsterMut(t)ante,
wie schön wieder einmal von Dir zu lesen.
Derdiedas gehört dazu!
Fernweh einmal ganz anders-Tief im Westen, in festen Beinah-Beziehungs-Händen?
Ich denke an Dich und wünsche Dir sage und schreibe wortgetreue
Arbeitszeiten.
ML