Montag, 4. März 2013
Es wird Frühling und ich habe Ferien, wie wunderbar. Das Praktikum ist seit einer Woche vorbei und fängt in einer wieder an, daran denke ich aber noch nicht, das AJ habe ich ordnungs- und vorschriftsgemäß letzen Donnerstag abgegeben, seitdem habe ich Ferien und das ist ein gutes Gefühl.
Die Sonne hat sich zurückgemeldet und lockt die Menschen nach draußen. Die Vögel machen Lärm, vor den Cafés stehen wieder die Tische draußen, die Altstadt wird von Touristen bevölkert, der Schnee sich bald endgültig den Sonnenstrahlen beugen müssen und heute habe ich die Lederjacke statt der Winterjacke angezogen. Zwar immer noch mit Mütze, Handschuhen, Schal, aber dafür mit offener Jacke, wenn das nicht frühlingshaft ist, weiß ich auch nicht. Und selbst wenn ich den Reißverschluss der Jacke schließen könnte, was ich aber ja nicht kann, noch nie konnte - entweder ist der Pulli zu dick oder ich, ich bin für den Pulli - hätte ich es nicht getan, dafür war es nämlich viel zu warm.
Nicht wegen der zweistelligen Temperaturen die uns schon seit Tagen versprochen bzw. angedroht werden, das kann jeder sehen wie er mag, sondern weil ich heute die Landeskrone erklommen habe, zum dritten Mal bereits. Diese Unternehmung steht neben vielen anderen Dingen auf meiner Ferienliste, die ich erstellt habe, als ich voller Tatendrang war, noch keine Ferien hatte und die Energie besser mal ins AJ gesteckt hätte. Jetzt habe ich Ferien und meine ambitionierten Vorhaben - Frühjahrsputz, Schwimmbadbesuch, Museumsbesuch, mal nach Dresden, Berlin oder an die Ostsee fahren, generell Görlitz besser kennen lernen und alles tun, was ich hier noch nicht getan habe, etc. - erst einmal auf Eis gelegt. Das stört mich aber nicht, ganz im Gegenteil, ich lebe in den Tag hinein, genieße es und freue mich über das, was dabei rauskommt: Ich habe bei einer blindwütigen Aufräumaktion mein lang vermisstes Zahnarztbonusheft wieder gefunden. Ich bin stundenlang mit dem Fotoapparat durch die Stadt gelaufen und schöne Ecken entdeckt, die ich noch nicht kannte. Ich war im Kino, zweimal sogar. Einmal in dem anderen Programmkino, in dem ich noch nie einen Film angesehen hatte, in "Oh Boy", ein wunderbarer Film. Und einmal im "normalen" Kino, gestern erst, in "Les Misérables", ich fand ihn miserabel, denn es wurde die ganze Zeit gesungen. Das hätte ich vorher wissen können, wusste ich aber nicht und es war hart an der Grenze des Aushaltbaren. Ich war zum ersten Mal in Görlitz bei McDonalds, der hier so weit außerhalb liegt, dass er eine Ausnahme von der Regel bildet, dass man hier von einem Ort zum anderen höchstens zwanzig Minuten braucht, nie mehr. Ich war in der Stadtbibliothek und habe entdeckt, dass sie einen wunderbaren Lesesaal hat, mit viel Platz, dunklen Regalen, hoher bebildeter Decke und Teppichboden. Ich habe festgestellt, dass der Teppichboden das Geräusch einer herunterfallenden metallenen Buchstütze nicht so gut dämpft, wie man annehmen könnte. Es war sehr laut in der Bibliotheksstille und der Blick der argusäugigen Aufsicht hat in mir kurzzeitig den Wunsch erweckt, in besagtem Teppichboden zu versinken. Ich habe mit Freunden Wein getrunken, auf das erste Semester angestoßen und so viel gelacht wie lange nicht mehr. Ich war Babysitten und wurde dafür bezahlt, "Willkommen bei den Sch'tis" komplett und die Dokumentation über Die Toten Hosen zur Hälfte zu schauen, womit ich sie jetzt zweimal halb und noch nie ganz gesehen habe, dabei würde ich das gerne. Ich habe mit einem Buch in meinem Lieblingspark auf meiner Lieblingsbank gesessen und in die Sonne geblinzelt.
Und heute war ich eben auf der Landeskrone, mit dem Ziel, das klare Wetter dazu zu nutzen, ein schönes Görlitz-von-oben-Foto für euch und für mich zu machen. Montag, keine Leute unterwegs, aber der Aufstieg war wegen den vereisten Wegen schwerer als gedacht und als ich letztendlich doch heil oben ankam, musste ich feststellen: Montag, keine Leute unterwegs, weil das Restaurant zu hat und damit auch der Aussichtsturm. Schade, aber ich habe Ferien, also kann mir nichts etwas anhaben, und dann werde ich den Aufstieg eben noch einmal in Angriff nehmen, irgendwann.

Kurzum: Es geht mir gut gut gut. Von Donnerstag bis Sonntag bin ich in Hannover bei Miriam, darauf freue ich mich, am Montag fängt dann das neue Semester an, darauf freue ich mich momentan eher noch verhalten.
Liebe Feriengrüße von hier nach da, heute, vielleicht morgen kommen dann Fotos, direkt hier auf's Blog, Premiere, Premiere!


Jetzt,
wenn ich mit dem Gedanken spiele nach Görlitz und zu Dir zu kommen, sehe ich Deine Bilder mit ganz anderen Augen.
Hoffentlich bald auch mit eigenen Augen, meinetwegen auch
aus dem Turm der Landeskrone.
Schöne Zeit in Hannover Schöne Ferien und bis Baldbaldeinmal
ML

@ ML: Unbedingt hinfahren, es ist eine Reise wert.