Samstag, 6. Oktober 2012 - Anfang
Jetzt geht es weiter, aber wirklich.
Ich bin nun schon seit fast drei Wochen hier und übermorgen geht es endlich los mit der Einführungswoche an der Hochschule. Ich freue mich drauf, denn es wird Zeit, dass mein Kopf endlich mal wieder was zu tun kriegt.
Es ist schon einiges passiert, viel zu viel, um alles detailliert aufzuschreiben, deshalb alles kurz im Zeitraffer:

17. September, es geht los, Papa fährt mich und das voll gepackte Auto einmal quer durch die Republik. Ankommen in Görlitz, alles hochschleppen in den vierten Stock. Anstrengend, aber es lohnt sich, ich mag mein Zimmer sofort, auch wenn die Wände mehr grau als weiß sind.
Beim ersten Schlendern durch's Städtchen stellen wir fest: Görlitz ist richtig schön, ein gutes Fleckchen habe ich mir hier ausgesucht!

In der ersten Woche packe ich noch nichts aus, denn am Wochenende streiche ich mein Zimmer. Es dauert länger als gedacht, Freitagmittag fange ich an, Sonntagnachmittag bin ich fertig - dank Martina, die einen Stock tiefer wohnt und genau wie ich dieses Semester mit Heilpädagogik anfängt - und kann den Pinsel aus der Hand legen.
Mein Palast riecht nach Farbe und erstrahlt in neuem Glanz!

Jetzt kann ich anfange, mich einzurichten und es mir gemütlich zu machen. Dieses Vorhaben wird durch die Betonwände erschwert, die Nägel einschlagen fast unmöglich machen. Stück für Stück packe ich in der zweiten Woche die Kartons aus, erlaufe mir die Stadt Schritt für Schritt, sehe viel, erlebe viel, alles ist neu, alles ist aufregend.
Ich erledige viel - Einwohnermeldeamt, Arzt, Friseur, Campus anschauen, BAföG abschicken, Stadtbibliothek - und erlebe Schönes - Kantinenlesen im örtlichen Jugendclub, findet einmal im Monat statt, eine tolle Sache, ich bin restlos begeistert, Pizza essen in Polen, Erkenntnis: Polen hat den Euro nicht, ist aber wirklich so billig, wie man sich das immer vorstellt, Klischee bestätigt, Spieleabend, ich gewinne, gemeinsames Tatort-Schauen in der Bar im Off-Kino. All das habe ich erlebt und noch viel mehr, das meiste davon mit Martina und ihren WG-Mitbewohnerinnen.

Jetzt zum eigentlichen Highlight: Peter, mein patenter Patenonkel, war hier, zu Besuch. Von Mittwochnachmittag bis heute früh, wir hatten zweieinhalb schöne Tage!
Was wir gemacht haben? Wir sind gelaufen, gelaufen, gelaufen. Überall hin. Zum Viadukt. Zum Heiligen Grab. Zum alten Friedhof. Es gibt nichts, was wir nicht gesehen haben, keinen Stadtteil, den wir ausgelassen haben, keine Kirche, in der wir nicht waren.
Wenn wir nicht gelaufen sind, haben wir Pausen gemacht, getrunken und gegessen. Somit habe ich jetzt grundlegende lokale Café- und Restaurantkenntnisse und der nächste Besuch kann kommen.
Vielen Dank für die schöne Zeit, lieber Peter!

Und noch eine große Neuigkeit gibt es: Gestern habe ich meine Mitbewohnerhin kennen gelernt! Sie heißt Tina, ist 23, kommt aus Dresden, wird Soziale Arbeit studieren und hatte einen Trupp lustiger Leute dabei. Es gab Sekt und Schnittchen, für mich auch, das ist doch mal ein guter Anfang! Am Sonntag, also morgen, zieht sie endgültig ein. Stellt euch vor, dann wohne ich mit einer waschechten Sächsin zusammen, ich freue mich!

Nun noch die Erklärung, warum es dieser neue Titel geworden ist. GRüsse? Na, wieso denn das? Gibt's da nen Grund für? Und überhaupt!
Selbstverständlich gibt es einen Grund! Mit das Beste an Görlitz sind nämlich die Autokennzeichen. Ich freue mich immer, wenn ich GRam vorbeifahren sehe. Oder GRau. Oder GRal. Viele tolle Wörter fahren jeden Tag durch die Stadt, was mich regelmäßig zu Wortsuchereien veranlässt. Wort mit vier Buchstaben, die ersten beiden GR.
Warum, oh warum nur, passen nicht mehr Buchstaben auf ein Nummernschild? Man denke nur an die ganzen wunderbaren, aber unmachbaren Wörter - Grammatik, Graus, grün, gruselig.
Oder eben Grüsse.
Deshalb dieser Titel, Grüsse aus Görlitz von mir an euch, wann immer ich Zeit und Lust habe.

Ihr merkt, mir geht es gut hier, ich fühle mich wohl und hoffe, bei euch ist es ebenso.
Nun mache ich mich mal daran, eine fleißige Studentin zu werden und weiter damit, das Leben zu genießen und sage bis zum nächsten Mal.


Essen und lesen in Görlitz?
Liebe Ester,
da werde ich doch noch einmal hellhörig.
Was wurde gelesen in der Kantine und von wem?
Wortspielereien liebe ich ..
Also: GR- ??
Aufgabe-Gr-as zu sehen-wenn Du das hast, kannst Du mir schreiben,
ich überlege mir in der Zwischenzeit was Neues.
Beste Einführung ab morgen und guten Abend
von Deiner ML

Ich wünsche einen guten Start - und hoffe, die Kamera ist mit dabei in Görlitz, Fotomotive gibt es da ja genug.

Grab, grob ...