Samstag, 24.03.2012
Wie ihr seht, habe ich das Titelbild hier geändert. Dafür war wieder sehr viel Feingefühl und Geduld nötig und damit war auch immer das Risiko verbunden, mein ganzes schönes Layout zu zerstören. Aber es hat geklappt und es kann sich sehen lassen, meint ihr nicht? Die vorherigen Bilder waren ja noch Sommerfotos und schon längst nicht mehr aktuell.
Das Bild jetzt habe ich heute ganz frisch aufgenommen. Auch wenn es aussehen mag wie ein Winterbild, ist es ein Frühlingsbild. Ja, richtig gelesen. Heute war der Frühling auch bei uns, hoffentlich nicht nur vorübergehend. Sonne satt, blauer Himmel, kein kalter, schneidender Wind, sondern eine fast schon laue Brise. Und seit sehr sehr langer Zeit keine Schnee- oder Eisschicht mehr auf den Straßen.

Also bin ich heute leichtfüßig aus dem Bett gehüpft, hab mir meine Kamera geschnappt und bin los, um meinem Lieblingsplatz endlich wieder mal einen Besuch abzustatten. Daraus wurde dann ein fast vierstündiger Spaziergang durch die Fastfrühlingslandschaft. Es ist unglaublich: Kinder spielen wieder auf den Straßen, Mütter mit Kinderwagen bevölkern die Gehwege, Vögel zwitschern, Möwen kreischen, die Wäsche flattert an den Leinen. Die Farben sind wieder da. Nicht mehr nur weiß weiß weiß, wohin das Auge sieht. Nein, jetzt auch die verschiedensten Brauntöne, aus denen hoffentlich bald Grüntöne werden, wenn das vom Schnee erdrückte, farblose Gras sich von seiner Last erholt hat. Es sind ausgewaschene, bleiche Farben. Aber es sind Farben. Und dann erst die Gerüche: Es riecht nach Frühling. Unverkennbar. Und der Frühling hier riecht nicht viel anders als der Frühling in Deutschland: Nach feuchter Erde, nach kaltem Flusswasser, nach Sonnenstrahlen. Die Sonne wärmt schon ganz wunderbar, das habe ich festgestellt, als ich mich an meinem Lieblingsplatz ins Gras gelegt habe, es war sogar schon fast trocken, und ihr mein Gesicht entgegen gestreckt habe. Natürlich, komplett weg ist der Schnee noch nicht, besonders weiter oben wehren sich einige Flecke vehement dagegen, sich wegschmelzen zu lassen, aber es ist ein Anfang. Ich konnte ohne Handschuhe aus dem Haus gehen und statt den Winterstiefeln zu den Wanderschuhen greifen. Heute war für mich Frühling, auch wenn die Winterstiefel in manchen Situationen sinnvoller gewesen wären, zum Beipiel in der folgenden: Nach einer langen Rast an meinem Lieblingsplatz, die ich auch dazu genutzt habe, mich in der Englischlektüre weiterzuquälen, mache ich mich wieder auf. Ganz ohne Schneeberührung geht es nicht, also fange ich an, über das Schneefeld zu stapfen, das mich von dem Hauptweg trennt. Gerade als ich mitten im Weiß stehe, realisiere ist, dass mein Gehirn mir eine unterschwellige Warnung sendet. Ich sehe, dass zu meiner linken ein Fluss unter der Schneedecke hervorplätschert. Unter der Schneedecke auf der ich gerade stehe. Mh, irgendwas ist daran komisch. Während ich noch darüber nachdenke, versinke ich mit dem rechten Fuß tiefer im Schnee, die Schneedecke bricht unter meinem Gewicht ein und ich stehe mit einem Fuß im Wasser. Da keiner über meine Ungeschicktheit und Unüberlegtheit lachen kann, muss ich das eben übernehmen.

Heute war Frühling, hoffentlich war es das jetzt mit dem Winter. Das wäre so so schön. Denn wenn der Frühling da ist, ist es gar nicht mehr so weit bis zum Sommer - wie Jón jedem erklärt, der es hören will: Erst kommt Ostern, dann kommt der Sommer, da habe ich Geburtstag und da komme ich in die Schule. Dann ist wieder Weihnachten. Eine sehr gekürzte Jahresfassung, die eindeutig zeigt, wo seine persönlichen Höhepunkte liegen.

Einer meiner persönlichen Höhepunkte wird der Roadtripurlaub mit meinem Schwesterherz. Jetzt kommen die fehlenden Informationen, ganz wie versprochen:
Laura kommt am 23. Juli an, da hole ich sie ab und am 24. starten wir dann unsere Tour von Reykjavík aus. Ursprünglich hatten wir vor, uns ein Auto zu mieten, um völlig unabhängig zu sein. Aber selbst bei der Firma, die ältere Autos vermietet zu deutlich günstigeren Preisen als normal, wäre es immer noch sehr sehr viel Geld gewesen, plus Sprit, plus die Tatsache, dass ich es dann noch nichtmals offiziell hätte fahren dürfen, da die Fahrer mindestens 21 sein müssen.
Also musste eine Alternative her, die auch schnell gefunden wurde: Ein Busrundreiseticket. Da gibt es mehrere Möglichkeiten, entweder einmal über die Ringstraße oder die Ringstraße plus Westfjorde oder der Süden und der Golden Circle oder nur die Westfjorde und so weiter. Wenn man sich das Ticket kauft, kann man damit einmal diese Rundtour mit den entsprechenden Linien fahren, egal, wie viele Stops man einlegt. Prinzip verstanden? Also um Himmels willen keine organisierte Touristen-Sightseeing-Tour mit vollem Programm. Die Busse fahren zu festen Zeiten, einmal am Tag, danach muss man sich richten, in allen anderen Dingen ist man völlig frei von wegen wo stoppen, wo schlafen, etc. Hier die Internetseite, wen es interessiert: www.sterna.is/en/bus-passport

Und hier die Route, die Laura und ich uns ausgesucht haben, weil wir dadurch auch etwas vom Landesinneren sehen:



Wir starten in Reykjavík und fahren gegen den Uhrzeigersinn, also unten rum. Die rot makierten Felder sind unsere Übernachtungsorte. Die erste Nacht sind wir im Hostel in Skógar. Mitten in der Natur, in der Nähe eines wunderbaren Wasserfalls und schönen Routen zum Wandern. Die zweite Nacht dann in Höfn, die dritte in Egilsstadir, beides größere Orte. Dann sind wir zwei Nächte in Akureyri, die Metropole des Nordens. Zum Schluss dann noch zwei Nächte in Hveravellir, einer Anlage mitten im Naturschutzgebiet, im Hochland, mit Geotermalquellen, in der Nähe eines Gletschers, Natur pur. Darauf freuen wir uns am Meistens, es hört sich an wie ein richtiges kleines Paradies. Danach geht es nach Reykjavík, dort machen wir uns zwei schöne Stadt-Tage und fliegen dann zusammen zurück.
Ich war erstaunt, wie einfach das Organisieren ging, sobald man sich einmal hingesetzt hatte. Es gibt ja auch nicht viel zu planen, die Übernachtungsorte sind das Wichtigste, da wir ja in der absoluten Hochsaison sind und nicht mehr viel frei ist. Aber gerade das hat die Auswahl der Übernachtungsorte sehr erleichtert, ganz nach dem Motto: In welchem Ort, wo der Bus hält, ist wann noch was zum Schlafen frei?
Wir freuen uns schon so so sehr auf unseren ersten Urlaub ganz alleine in der großen weiten Welt, in dem schönen kleinen Island. Aber lieber Urlaub, komm noch nicht zu schnell, denn das bedeutet dann auch, dass vorerst meine letzten Tage hier angebrochen sind und daran mag ich noch gar nicht denken.

Morgen ist wieder das Treffen der deutschen Frauen hier auf der Halbinsel. Es ist etwas weiter zu fahren, Barbara nimm mich mit, aber sie fährt nur, wenn das Wetter es zulässt. Hoffen wir das Beste, ich würde doch so gerne endlich mal diesem berühmt-berüchtigen Treffen beiwohnen und euch anschließenden von dem neuesten Klatsch und Tratsch berichten.


Ich finde deinen Eintrag richtig schön. Ich wünschte ich könnte auch noch so gut schreiben. Ich habe das Gefühl, ich habe es verlernt, seit dem ich London wohne, kaum gut geschriebene deutsche Text zu Gesicht bekomme und nur trockenes Englisch lesen muss. Sehr schön jedenfalls. Die "im eiskalten Wasser versinken" Szene, finde ich am besten :-D

Ich drücke dir weiterhin die Daumen für die FH.

Die Rundreise klingt echt super. Wie machst du das eigentlich mit deinem Gepäck? Kannst du alle deine Sachen, die ganze Zeit mitnehmen?

Ganz liebe Grüße

Sag nicht sowas. Ich hab ja auch genügend Zeit hier, an jedem Satz so lange zu basteln, bis er mir gefällt.
Da ist es für dich schon besser, dich aufs Studium zu konzentrieren, oder? ;-)

Abgesehen davon fand ich deinen Eintrag mit den BHs sehr aufschlussreich. :D