Sonntag, 22.1.2012
Am Mittwoch habe ich mich an der Schule in Grundarfjörður angemeldet. Besser gesagt, ich wurde angemeldet, denn es ging alles so schnell, ich konnte und brauchte gar nichts tun. Alles fing damit an, dass Rakel mich im Dezember gefragt hat, ob ich eventuell an der Schule dort einen Kurs belegen möchte, hauptsächlich, damit ich wenigstens für ein paar Monate noch Kindergeld kriegen kann. Ich dachte mir, klar, warum nicht, aber als dann nach Weihnachten ein Brief von der Schule kam, den ich nicht verstanden habe, da ja auf Isländisch, habe ich ihn in dem ganzen Weihnachts-/Neujahrstrubel, nicht weiter beachtet und dann ist er in der Versenkung, bzw. in meinem Schreibtischchaos verschwunden. Beim Aufräumen vorletzte Woche ist er mir wieder in die Hände gefallen. Ich habe ihn Eysteinn gezeigt, aber da das Halbjahr und damit die neuen Kurse schon angefangen hatten, habe ich mir keine großen Hoffnungen gemacht. Vielleicht hat ja auch der Teil von mir, der eigentlich gar nicht wieder die Schulbank drücken will, den Brief die ganze Zeit verdrängt, wer weiß. Jedenfalls hat Eysteinn dort angerufen und am Mittwoch sind wir ziemlich spontan in seiner Mittagspause nach Grundarfjörður gefahren. Dort habe ich mal wieder postitiv überrascht festgestellt, dass ich nicht in Deutschland, sondern in Island bin. Eysteinn hatte erst am Morgen dort angerufen, um zu fragen, ob wir vorbeikommen könnten. Wenn ich mir vorstelle, wie die Sekretärinnen einer deutschen Schule, beispielsweise dem St. Angela, reagiert hätten, ist das einfach ein krasser Gegensatz. Sie wären vermutlich nicht begeistert gewesen, eher unfreundlich, und wenn sie doch das Unmögliche möglich gemacht und uns einen Termin noch am selben Tag gegeben hätten, und wir dann trotzdem noch eine Stunde später als angekündigt eingetroffen wären, hätten sie uns mit ihren Blicken vermutlich lebendig gegrillt. Aber da wir in Island sind, gilt es: Komm vorbei, wenns passt, du bist immer willkommen. Die Sekretärinnen waren sehr zuvorkommend, hatten kein Problem damit, Englisch zu sprechen und der Schulleiter hatte sofort Zeit für uns. Also wir rein in sein kleines Büro, bestehend aus zwei Stühlen, einem Schreibtisch, einem Computer, jede Menge Papierkram, einem Teleskop und Kaffeeflecken. Dort sagt er mir, dass es an der Schule sieben Englischkurse gibt, das Halbjahr sei zwar schon seit zwei Wochen dran, aber das sei kein Problem, ich müsste mich nur für einen Englischkurs entscheiden. Ach ja, dass ich Englisch machen will, war mir von Anfang klar. Eine Alternative wäre noch Spanisch gewesen, aber nee, danke. Also sieben verschiedene Englischkurse und der Schulleiter und Eysteinn, die auf meine Entscheidung warten. Jetzt bin ich also in dem Kurs für "Academic Vocabulary". Schaden kanns ja nicht. Ich kriege Passwort und Nutzernamen für die Internetseite der Schule, wo ich auch alle wichtigen Infos zu meinem Kurs einsehen kann. Das alles ist innerhalb von zehn Minuten erledigt. Danach geht Eysteinn in den Lebensmittelladen nebenan, ich setzte mich auf das Sofa im Sekretariat und soll auf den Englischlehrer warten, der seinen Unterricht früher beendet, damit ich noch persönlich mit ihm sprechen kann. Er ist noch relativ jung, kaut Kaugummi und trägt Badelatschen - wie gesagt, keine Straßenschuhe in Schulen. Er scheint ganz in Ordnung zu sein und die Tatsache, dass ihm bei seinen Erklärungen manche Wörter nicht auf Englisch einfallen, macht ihn erst recht sympatisch. Das einzige, was ich zu tun habe, ist mir das Buch für den Kurs zu kaufen und jede Woche ein Kapitel durchzuarbeiten. Es gibt zwanzig Kapitel und alle vier bis fünf Wochen einen Test. Ich muss nur für die Tests in die Schule kommen, da es für mich wenig Sinn macht, für sechzig Minuten Unterricht nach Grundarfjörður und zurück zu kurven. Im Mai sind dann die Abschlussprüfungen, da weiß noch nicht, ob ich daran auch teilnehmen muss, aber selbst wenn, der Kurs klingt ja eher entspannt, das sollte nicht so schwer werden. Eine Lektüre muss ich auch lesen, aber ich kann mir von einer langen Liste eine aussuchen. Im Moment tendiere ich zu "The Hobbit", denn das kenne ich immerhin schon auf Deutsch. Nach einer halben Stunde war ich also fertig angemeldet, das Kindergeldformular ist ausgefüllt und unterschrieben, das ging aber fix. Dann noch schnell mit Eysteinn zur Bank, das Geld für den Kurs überweisen, und zum Buchladen, das Kursbuch kaufen. Alles erledigt. Einziger Dämpfer: Mein Passwort, das die Schule mir gegeben hat, funktioniert nicht. Vielleicht liegt es aber auch an mir, vielleicht habe ich ja ein Brett vorm Kopf, denn die Internetseite der Schule ist natürlich auch auf Englisch, an Verständnisschwierigkeiten kann's also nicht liegen. Na ja, ist erstmal auch nicht so tragisch, die ersten zwei Kapitel kann ich auch so nachholen, bzw. habe ich schon soweit nach geholt. Allerdings bilden sich schon jetzt Verhaltensmuster heraus, die ich noch aus der Schule kenne: Die Fähigkeit, mich selber vom Lernen abzuhalten und alles bis zuletzt herauszuzögern. Aber keine Sorge, ich werde mich schon zusammenreißen, immerhin hat der Kurs Geld gekostet.
Also dann verabschiede ich mich, ich muss noch Englisch machen. Bis zum nächsten Mal.
ankamoritz am 24.Jan 12
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ach, Ester, du bist so wunderbar!