Dienstag, 17.1.2012
Bisher bin ich von den diversen rumgehenden Krankheiten, Erkältungen und Viren weitgehend verschont geblieben, aber gestern hat es erst Sóley, dann Erna Steina und dann mich erwischt. Einzelheiten will ich euch ersparen, lasst mich nur so viel sagen, dass ich gestern direkt nach dem Basketball ins Bett gegangen bin, also noch vor 9 Uhr - ich schätze, ich war seit der 7. Klasse nicht mehr so früh im Bett - und trotzdem eine sehr schlechte Nacht hatte.
Mittlerweile geht es mir aber schon wieder besser und ich war auch heute wie gewohnt putzen, womit wir beim Thema wären.
Mein Putzplan sieht folgendermaßen aus: Montags nicht, weil ich da meistens genug mit der Wochenendwäsche zu tun habe.
Dienstags nur ein Haus und auch nur jede zweite Woche, dort habe ich nur wenig zu tun, weil der Mann mich weder saugen, noch wischen, noch das Bad anständigen putzen lässt und mich auch nur maximal eine Stunde da haben will.
Mittwochs zwei Häuser, donnerstags auch, freitags unser Haus. Kurz gesagt: Der Anfang der Woche ist enstpannt, der Rest der Woche eher anstrengend.
So unterschiedlich die Leute auch sind, bei denen ich putze, eins haben sie alle gemeinsam: Viel Platz. Einzelne Personen leben auf Raum, wo locker drei leben könnten und die Ehepaare wohnen in dem Haus, in dem sie ihre Kinderschar großgezogen haben - sprich: viele ungenutze Zimmer.
Allerdings freuen sich die Leute immer, wenn ich komme, um ihnen zur Hand zu gehen und es kommt eher selten vor, dass ich das gesamte Haus von oben bis unten putzen muss. Mal mach ich dieses, das nächste Mal dann jenes. Die meisten sind auch noch ungewöhnlich fit für ihr hohes Alter und halten das Gröbste selber sauber. Besonders die alten Damen achten sehr darauf, dass ich mich nicht überarbeite und zwingen mir Teepausen manchmal geradezu auf. Natürlich ist es auch immer eine willkommene Abwechslung für sie, wenn ich komme, denn vor allem die Alleinstehenden oder Verwitweten freuen sich, jemanden zum Reden zu haben. Manche sprechen Englisch, andere könnten es sprechen, weigern sich aber und wieder andere sprechen es nicht. Also wird auch oft nur Isländisch mit mir gesprochen, ich verstehe die meisten Anweisungen, aber für gepflegten Smalltalk reichen meine Fähigkeiten dann doch nicht, also beschränkre ich mich diezbezüglich meist auf freundliches Lächeln. Solange sich keiner beschwert und sich eine isländische Putzhilfe wünscht - und das war bis jetzt noch nicht der Fall, im Gegenteil, es gab nur positive Rückmeldungen - reicht das ja. Trotzdem tut es mir manchmal schon sehr Leid, besonders wenn man allein schon anhand der Einrichtung oder der zahlreichen interessanten Fotos sehen kann, dass der Besitzer viele Geschichten zu erzählen wüsste, aber stattdessen alleine vor dem Fernseher sitzt. Jedenfalls fühle ich mich immer sehr stark an den Roman "Hinter fremden Türen" von Kristín Marja Baldursdóttir erinnert, den ich noch kurz vor meiner Abreise nach Island gelesen habe. Dort geht es um eine Frau, die für ihre schwangere Freundin als Putzfrau einspringt, und somit auch viele schräge Vögel und liebenswerte Personen kennenlernt. Also insgesamt schon sehr ähnlich zu meiner Situation, ich hoffe nur, dass mir das dramatische Finale erspart bleibt.
Ich jedenfalls habe in diesem Job schon einige skurile Dinge erlebt und werde auch immer wieder aufs Neue überrascht. Sei es von der alten Dame, die mir regelmäßig ihre mit Blümchen besetzen Hausschlappen gibt, da sie es anscheinend nicht mit ansehen kann, wie ich auf Socken durchs Haus laufe, oder von gewöhnungsbedürftigem, mir bisher unbekanntem Putzequipment, wie ein Staubsauger, der mit Wasser befüllt wird.
Das waren jetzt nur ein paar kurze Eindrücke von meinem Putzfrau-Dasein, an dem ich euch ab jetzt öfters teilhaben lassen werde, wenn es etwas interessantes zu berichten gibt.
ester b. am 17. Januar 12
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