Donnerstag, 22.12.2011
Schade. Leider war der Jeep am Mittwochmorgen schon wieder weg. Der Schneehaufen auch. Wie haben sie das nur geschafft? Also kein Foto.
So. Übermorgen ist Heiligabend. Bevor der Weihnachtstrubel so richtig los geht, kommen hier die angekündigten Islandalltagsinfos.
Bier
Wie Eysteinn mir schon mehrmals erzählt hat, war Bier bis 1989 in Island verboten, während härtere Sachen wie z.B. Vodka vollkommen legal waren. Das sagt Eysteinn jedenfalls, wer Näheres wissen will, kann ja mal bei Wikipedia vorbeischauen. Das wirklich schräge an der ganzen Sache: Die Einfuhr von Bier war nicht verboten. Wer nach Island kam, konnte bis zu drei Liter mitnehmen. Interessante Nebensache: Als es 1989 um die Gesetzesänderung ging, die sich ja dann auch durchgesetzt hat, hat der heutige isländische Finanzminister gegen die Legalisierung gestimmt.
Wer in Island Bier oder andere Alkoholika kaufen will, muss in eine sogenannte Vínbúðin gehen, da und nur da gibt es Alkohol, im normalen Supermarkt kann man lange suchen, da der Alkoholverkauf staatlich kontrolliert wird.
Fernsehen
Früher hatte das isländische Fernsehen donnerstagsabends immer "zu". Das ist heute natürlich nicht mehr so, aber trotzdem ist das der Grund, warum viele Meetings oder andere Treffen immer noch häufig Donnerstagabend stattfinden, weil die Leute früher an diesem Abend nicht fernsehen konnten und also Zeit für was anderes hatten.
Außerdem hatte das isländische Fernsehen eine Sommerpause. Zwei Monate im Sommer, wo die Nächte kurz sind und die Menschen Besseres zu tun hatten.
Heutzutage wird natürlich pausenlos gesendet, abe trotzdem ist vieles anders als im deutschen TV. Es gibt einen Sender, der tagsüber nur seine Programmvorschau für den Abend zeigt und dabei Musik spielt.
Wenn es abens im Fernsehen nach den Nachrichten plötzlich still wird, reicht ein Blick, um festzustellen, dass jetzt die Nachrichten für die Tauben laufen.
Die Isländer lieben es, über das Wetter zu reden. Das merkt man auch am Wetterbericht, der sehr viel länger und sehr viel detaillierte ist. Zuerst wird das Wetter in Island betrachtet. Dann im übrigen Europa und den USA. Ganz zum Schluss kommt dann noch der Wetterbericht für die Kinder, bebildert mit bunten Figürchen, in denen ihnen gesagt wird, was sie am Besten anziehen, wenn sie rausgehen.
Müllentsorgung
Hier gibt es nur eine Mülltonne. Das ist sehr angenehm. Keine Mülltrennung. Also nur einen Termin zum Mülltonnerausstellen, den man sich merken muss, denkt ihr jetzt vielleicht. Nein, denn hier muss man die Mülltonnen gar nicht raus stellen. Sie stehen ohnehin meistens irgendwo vor dem Haus und ungefähr alle zwei Wochen kommt die Müllabfuhr und man muss gar nichts dafür tun. Dank den vier Jugendlichen, die bei Wind und Wetter neben dem Müllwagen herjoggen, sich die Mülltonnen schnappen, in die dafür vorgesehene Vorrichtung hängen und sie danach wieder zurückzustellen. Das alles passiert im Laufschritt, egal, ob es regnet oder friert, ein echt mieser Job, wie ich finde.
Schuhe aus
Hier gilt in fast jedem öffentlichen Gebäude: Schuhe aus! In der Musikschule, beim Arzt, in der Schule. Am Anfang fand ich das äußerst merkwürdig und wurde deswegen manchmal schräg angeschaut, wenn ich wie selbstverständlich grobschlächtig mit Schuhen an den Füßen irgendwo reingeplatz bin, um diverse Kinder abzuholen.
Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt, da es auch einfach viel mehr Sinn macht. Wenn alle ihre Schuhe in einem Vorraum ausziehen, gibt es keine nassen Böden, weniger Dreck, weniger zum Putzen. Außerdem ist es auch ein ganz anderes Gefühl, man fühlt sich quasi überall wie zu Hause.
Dänisch
Früher lernte man in der Schule erst Dänisch und dann Englisch, da Island ja lange Zeit unter dänischer Herrschaft stand. Um Dänisch nicht zu verlernen, war es früher üblich, sonntags nur Dänisch zu sprechen. Heute ist das nur noch selten der Fall, vorwiegend bei den wirklich Reichen, die sich übers Wochenende in ihr Zweithaus mit Blick aufs Meer zurückziehen.
Nackt duschen
Die Isländer sind stolz auf ihr Wasser und auf ihre heißen Quellen. In den Schwimmbädern läuft alles ohne Chlor, also muss sich jeder vorher gründlich und ohne Schwimmklamotten duschen. Mehrsprachige Tafeln weisen freundlich, aber bestimmt darauf hin, welche Körperteile man besonders beachten muss und Seifenspender stehen auch bereit. Einzelumkleiden gibt es nicht, also auch kein künstliches Schamgefühl, sehr angenehm.
So, Leute, das reicht jetzt auch schon wieder für heute. Ich hoffe, ich konnte euch somit einen kleinen Einblick in Dinge geben, die für mich schon ganz alltäglich geworden sind.
Ich habe noch viel vor, was ich vor Weihnachten erledigen will:
- die hochgeladenen Fotos auf den neuesten Stand bringen
- Geschenke einpacken (ja, ich habe jetzt auch alle für die Familie)
- Zimmer aufräumen
- die Geschenke, die schon für mich angekommen sind (danke an alle, die an mich gedacht haben), aufstapeln und mich daran freuen, denn bis jetzt hatte ich sie in die Tiefen meiner Kommode verdammt, um nicht in Versuchung geführt zu werden
- keine Schlümpfe mehr essen, damit ich diesmal länger was davon habe
Woher ich die Schlümpfe habe? Von meiner besten und liebsten Corina, die mir ein riesiges Healthcare-Paket geschnürt hat, das gestern endlich angekommen ist. Darin enthalten: Wunderbar warme, feste Winterstiefel, die ich schon eingeweiht habe, eine Webcam - yeah, jetzt könnt ihr mich auch wieder sehen. Jetzt die wirlkiche wichtigen Dinge, von denen ich nichts wusste: Schlümpfe, die 1kg-Dose, natürlich, noch mehr Süßigkeiten, eine Weihnachtsmannmütze und eine externe Festplatte mit genügend Filmen, Hörbüchern und Serien, die ausreichen würden, um mich mindestens zehn Jahre lang zu beschäftigen. Wenn ich also nicht mehr so viel blogge, liegt das wohl an "How I Met Your Mother", tut mir Leid, Leute. Aber das Tollste überhaupt: "Tatsächlich... Liebe" ist auch mit dabei - dann kann dieses Weihnachten ja gar nichts mehr schief gehen. Danke Corina, du bist die Allerbeste!
Und jetzt entschuldigt mich bitte, Ted Mosby wartet auf mich. Oder doch "Tatsächlich... Liebe". Oder beides? Mal sehen.
ester b. am 22. Dezember 11
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