Mittwoch, 9.11.2011
Heute war ich bei der Bank, im Fitness-Studio und beim Friseur. Hört sich nach viel an, ging aber ganz schnell. Bei der Bank war ich, um zum ersten Mal Geld von meinem Konto abzuheben. Denn dieses Wochenende geht’s nach Reykjavík und das ist doch eine gute Möglichkeit, mich nach Weihnachtsgeschenken umzuschauen, die dann hoffentlich noch pünktlich ankommen. Ich also mit meinem Sparbuch zur Bank, den Reisepass nehme ich vorsichtshalber mal mit, wie wollen sie sonst wissen, dass ich wirklich ich bin? Die Frau am Schalter will aber nicht meinen Reisepass, sondern meine Geheimnummer. Schock. Geheimnummer? Habe ich eine Geheimnummer? Ach ja, stimmt, da war doch was. Ich durfte mir ja selbst eine ausdenken, als ich das Konto eingerichtet habe. Weiß ich die noch? Ist schon so lange her. Ich glaube, mich zu erinnern und siehe da – beim ersten Versuch richtig. Jetzt nur noch unterschreiben auf einem ähnlichen Gerät, wie es auch die Postboten dabei haben, wenn man ein Paket entgegennimmt. Also ich mag diese Dinger ja nicht, kann darauf einfach nicht schreiben. Und auch diesmal sieht meine Unterschrift aus, als hätte ich mich links geschrieben, aber mein Geld kriege ich trotzdem, nachdem die Bankangestellte mich zuvor daran gehindert hat, die Unterschrift mit einem Kugelschreiber und nicht mit dem dafür vorgesehenen Touchpad-Stift zu bestätigen. Was für eine Prozedur. Zum Glück kommt Eysteinn erst danach dazu, um mir die Schlüssel für das Auto zu geben, das ich ja jetzt direkt mitnehmen kann, wo ich schon mal da bin. Das vereinfacht einiges, da sich die Tage, an denen ich die Kinder aufgrund des Wetters nicht mehr zu Fuß abholen kann, jetzt häufen. Sonst sieht der Ablauf an diesen Tagen wie folgt aus: Rakel fährt mit Íris und dem großen Auto zur Arbeit, Eysteinn mit dem kleinen und allen Kindern erst zum Kindergarten, dann zur Schule bzw. zur Physiotherapie und dann zur Arbeit. An den Tagen, wo Jón kein Fußball hat, holt Eysteinn mich dann um kurz vor drei ab, ich fahre ihn zurück zur Bank und dann zum Kindergarten. Montags und mittwochs hat Jón aber Fußball und das verkompliziert das Ganze dann noch mehr: Dann holt ein Elternteil Jón ab, um ihn zur Sporthalle zu fahren, die schätzungsweise 300 Meter vom Kindergarten entfernt ist, und ihm dann beim Fußball zuzuschauen, während ich die Zwillinge abhole, die aber nicht sehen dürfen, dass Eysteinn oder Rakel da sind, um Jón zu holen, weil sie dann natürlich lieber zu den Eltern wollen. Also zwei Autos um drei Kinder abzuholen. Nicht zu vergessen, dass ich, wenn ich Sóley um fünf Uhr abhole, danach noch Eysteinn von der Arbeit abholen muss, weil er ja dann kein Auto mehr hat. Ich hoffe, man konnte mir folgen. Und ich freu mich schon auf den Frühling, wenn ich wieder zu Fuß zum Kindergarten gehen kann.

Zurück zum eigentlich Thema: Nach meinem erfolgreichen Bankbesuch, beschließe ich spontan, mal im Fitness-Studio vorbeizuschauen, um mal zu sehen, wie es das so aussieht und was man da so machen kann. Ein bisschen Bewegung zusätzlich zum Basketball kann sicher nicht schaden und vielleicht tut es ja auch meiner mal mehr, mal weniger verspannten rechten Schulter gut. Drinnen erwartet mich eine ältere Frau, Kaffee trinkend und Patiencen legend. Ich sage ihr, dass ich kein Isländisch spreche und rede auf Englisch weiter. Sie sagt, dass sie nur wenig Englisch spricht und so reden wir noch eine Weile aneinander vorbei. Am Ende, glaube ich zu wissen, dass ich morgen nochmal wiederkommen soll, weil dann anscheinend jemand da ist, der Englisch spricht. Und sie hat, soweit ich weiß, verstanden, dass ich das Au Pair hier bin und keinen Kaffe möchte.
Mal sehen, ob wir morgen weiterkommen.

Danach geht’s weiter zum Friseur. Oder besser gesagt zu Irma, der Frau, die in unserer Straße nur zwei Häuser weiter wohnt, auch mit Basketball spielt und im Untergeschoss ihres Hauses einen Mini-Salon eingerichtet hat. Ich klopfe erst oben – denn obwohl hier fast alle Häuser eine Klingel haben, habe ich noch nie jemanden eine benutzen sehen – es öffnet ein alte Frau mit Hund. Ich höre, ein Kind, das nach seiner Oma schreit und erfahre, dass Irma unten ist. Also klopfe ich unten und schon habe ich einen Termin für nächsten Dienstag. Wenn Rakel das hört, wird sie sich sicher freuen, denn sie hat schon mehrmals bemerkt, dass ich ja schon seit meiner Ankunft hier nicht beim Friseur war. Ich finde, so schlimm sieht es gar nicht aus, aber ständig hängen mir Haare im Gesicht und das nervt. Also ab mit der Pracht.

Ich freue mich aufs Wochenende, denn wie es der Zufall so will, fliegt Theresa am Sonntag nach Hause, ist aber schon ab Freitag in Reykjavík, da die Busse nicht anders fahren. Das heißt, wir sind gleichzeitig in der Stadt und das wird ein Spaß. Wir haben uns vorgenommen, den Freitagabend mit einem Hot Dog zu beginnen – wie auch sonst?