Gestern Abend war ich mit Theresa in Hellissandur im Café Sif, denn dort sollte eine Band auftreten. Also dachten wir uns, nichts wie hin, wenn hier schonmal was los ist, muss man das auch ausnutzen. Um 21 Uhr war die angekündigte Anfangszeit, als wir das Café kurz vorher betreten, ist noch nicht sehr viel los und das soll sich auch nicht mehr großartig ändern. Wir setzen uns an einen Tisch in der Ecke, etwas abseits, aber mit gutem Blick auf die "Bühne", besser gesagt, die für die Band freigeräumte Ecke. Anscheinend werden wir sofort als Nicht-Einheimische entlarvt, denn wir werden freundlich und auf Englisch darauf hingewiesen, dass wir noch den Eintritt bezahlen müssen. Das tun wir natürlich gerne und danach bestellen wir uns heiße Schokolade und warten auf den Anfang. Die Instrumente stehen schon bereit, aber natürlich wird die Stimmung erstmal durch eine Ein-Frau-Vorband angeheizt, Gitarre und Gesang, ganz nett. Wir werden von ihr sogar persönlich auf Englisch begrüßt und fragen uns im Laufe des Abends immer wieder, ob sie die Besitzerin des Cafés oder die Bandmanagerin ist. Nach diesem Vorprogramm folgt erstmal der professionelle Soundcheck und es stellt sich heraus, dass die Band die ganze Zeit im Publikum saß. Jetzt stehen die Mitglieder auf, und dadurch halbiert sich die Zuhörerzahl. Zurück bleiben ein paar Freunde und Verwandte der Bandmitglieder und wir zwei Deutschen. Trotzdem hält die Sängerin nichts davon ab, so zu singen, als hätte sie ein Millionenpublikum vor sich. Ihre Stimme ist aber auch wirklich der Wahnsinn, von ungeahnten Tiefen bis in - teilweise - unangenehme Höhen. Unterstützt wird sie von einem Kontrabass, einer Gitarre und einer Geige, manchmal auch Akkordeon. Geboten werden hauptsächlich Coversongs wie z.B. "Summertime", "Licence to Kill" oder "Everybody Hurts". Also durchaus keine einfachen Stücke, die die Band aber gekonnt und mit sichtbar viel Spaß an der Sache runterspielt. Nach den ersten paar Songs werden wir gefragt, ob wir den ganzen Abend allein in unserer Ecke sitzen bleiben oder ob wir rüberkommen wollen. Das Angebot nehmen wir natürlich gerne an und schon sitzen wir mit unserem Kakao mit Marshmallow-Stückchen auf zwei wesentlich bequemeren Stühlen in der ersten Reihe neben einer alten Dame, von der wir erst vermuten, dass sie die Dorfälteste ist, aber letztendlich scheint sie dann doch die Oma der Sängerin zu sein. Jedenfalls schreckt sie immer nur dann aus ihrem Schlummer hoch, wenn applaudiert wird. Auch uns wird immer schläfriger zumute, denn die ruhigen Stücke und dazu noch die gemütliche Wohnzimmeratmosphäre tun ihr Übriges. Die Band hat ein abendfüllendes Programm mitgebracht, sage und schreibe 22 Stücke, von denen jedes mindestens 5 Minuten dauert. Nach den ersten zehn Stücken wird eine kurze Rauch- und Bestellpause eingeschoben, damit die zwei gelangweilt wirkenden Bedienungen auch mal was zu tun haben. Ich persönlich wäre schon bettreif, aber natürlich können wir uns jetzt, da allen bekannt ist, das wir aus Deutschland kommen und wir die eigentlichen Stars des Abends sind, nicht erlauben, früher zu gehen. Also folgen nochmal zehn Lieder und dann noch zwei Zugaben, die aber ohnehin schon auf dem Programm draufstehen. Mittlerweile ist es ungefähr halb eins und wir sind mehr als müde. Trotzdem war es ein äußerst unterhaltsamer
Abend mit guter Musik und viel Spaß, denn zum Glück konnte ja keiner verstehen, wenn wir ein bisschen über die Anwesenden hergezogen haben. Oder?
Zum Abschluss hier noch ein Link:
http://www.youtube.com/watch?v=kU7R9HJN9_M&feature=related
Meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen - A Band on Stage. Etwas andere Besetzung als gestern, aber trotzdem gut.